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Ausgabe 05 | 2018 | 2. Jg.

Qualifying

Erasmus+ fördert die Qualität der Bildung

Erfahrungen und Reflexionen aus Belarus

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Iryna Shastsitka und Inna Petrashevich von der Belarussischen Staatlichen Pädagogischen

Universität (BSPU) teilen ihre Eindrücke von der Teilnahme am Projekt Erasmus+.

„Wir glauben, Erfahrungen zu

machen, aber die Erfahrungen machen

uns.“ (Eugène Ionesco)

Lehrendenmobilität

Für die Europäer ist es ganz selbstver-

ständlich, ins Ausland zu gehen. Sie

nehmen Europa trotz sprachlicher und

kultureller Unterschiede als ein einzi-

ges Zuhause wahr. Die Mobilität der

Hochschullehrenden, die in Europa

zur Norm geworden ist, fördert die

Fähigkeit, eine gemeinsame Sprache

mit Menschen anderer Nationalität,

anderer Kultur zu finden. In einer

Welt, die in das dritte Jahrtausend ein-

gegangen ist, ist die Bedeutung dieser

Qualität schwer zu überschätzen.

Im April 2017 bekamen auch wir,

Lehrerinnen an der BSPU, eine sol-

che Möglichkeit zum internationalen

Austausch. Dank dem europäischen

Bildungsprogramm Erasmus+ hatten

wir ein Stipendium für einen Aufent-

halt an der Pädagogischen Hochschule

Oberösterreich erhalten.

Erwartungen

Es ist nicht ganz einfach, sich auf einen

Unterricht mit Studierenden vorzu-

bereiten, von denen man sich durch

verschiedene Barrieren getrennt fühlt

– nationale Zugehörigkeit, Mentalität,

Lebensweise und, als Hauptbarriere,

die Sprache, die fehlende Möglichkeit,

auf Russisch zu kommunizieren. Dazu

kamen die Angst vor Ablehnung oder

Missverständnissen bezüglich unserer

Lehrinhalte, nämlich der intensiven

Bildungstechnologien und der Tech-

nologien zur Bildung eines Lehr-Kol-

lektivs.

Aber die Angst zerstreute sich, sobald

wir den Seminarraum betreten hatten.

Wir stellten fest, dass unsere Ansich-

ten über die globale Situation, über die

Bedeutung des Lehrberufs und seine

Rolle für die Entwicklung unserer bei-

den Staaten und ganz Europas sehr

ähnlich waren.

Begegnungen

Besonders beeindruckt hat uns die

unkomplizierte Kommunikation mit

dem Leitungsteam der Pädagogi-

schen Hochschule Oberösterreich, mit

Rektor Herbert Gimpl, Vizerekto-

rin Katharina Soukup-Altrichter und

Vizerektor Josef Oberneder.

In einem herzlichen Treffen mit der

Institutsleiterin für Elementar- und

Primarstufenpädagogik, Margit Stei-

ner, haben wir die Wege der Zusam-

menarbeit bei der Ausbildung von

Grundschulpädagoginnen und -päda-

gogen skizziert.

Durch den Besuch der Europa-Schule

konnten wir unsere Vorstellungen von

der Organisation des Unterrichts im

Allgemeinen und insbesondere in der

Grundschule erweitern. Es war uns

eine besondere Freude, in den Unter-

richtsstunden in der Grundschule die

Studierenden unserer Universität zu

sehen, die während des Studiums im

Rahmen des Erasmus+ ihre Praktika

hatten.

Die kreativen Ansätze in der Kinder-

gartenpädagogik erlauben uns, das

Entwicklungspotenzial in der Aus-

und Weiterbildung von Kindergarten-

pädagoginnen und -pädagogen in der

Republik Belarus zu erkennen.

Resultate

Es ist noch nicht möglich, eine end-

gültige Bilanz der Zusammenarbeit zu

ziehen, da diese Kooperation gerade

erst an Dynamik gewinnt, aber über

einige weitere Schritte kann bereits

berichtet werden.

Nach dem ersten Aufenthalt im Rah-

men des Erasmus+ Programms folg-

ten andere, nicht weniger wichtige

Treffen an der Pädagogischen Hoch-

schule Oberösterreich und an der

Belarussischen Staatlichen Pädago-

gischen Universität, die die gemein-

samen Interessen und Punkte für die

Zusammenarbeit definierten: Im Juni

2017 unterzeichneten Rektor Her-

bert Gimpl und Alexander Zhuk

einen Kooperationsvertrag, Roswitha

Stütz und Jan Böhm hielten Vorträge

an unserer Institution im Rahmen

des Erasmus+ Programms; Alexander

Makovchik und Sergej Vasilez nah-

men im Oktober 2017 an der Feier „10

Jahre Pädagogische Hochschule Ober-

österreich“ teil; im März 2018 absol-

vierten Iryna Shastsitka, Ella Shalik

und Julia Klimovich wieder einen Auf-

enthalt an der Pädagogischen Hoch-

schule Oberösterreich im Rahmen des

Projekts MOST; Olga Klesovich und

Natalia Zhdanovich bereiten sich auf

ein Praktikum an der Pädagogischen

Hochschule Oberösterreich im Rah-

men des Projektes Erasmus+ 2019 vor.

Pläne

Die Zusammenarbeit hat begonnen

und entwickelt sich, deshalb haben wir

viele Pläne. Es stehen Veranstaltungen

bevor, bei denen unsere Institutionen

kooperieren: Auf dem internationa-

len Symposium „Bildung im Inter-

esse der nachhaltigen Entwicklung

für alle Generationen – Sozialvertrag“

an der BSPU wird Rektor Herbert

Gimpl vortragen; Jan Böhm wird im

Dezember 2018 wieder Vorlesungen

für unsere Sudierenden halten; geplant

sind weiters die Teilnahme von Stu-

dierenden der Pädagogischen Hoch-

schule Oberösterreich am Projekt

„Sommerschule BSPU“ im Sommer

2019, Vorlesungen und Seminare im

Rahmen der Programme „Gastpro-

fessor“, Erasmus+, die Teilnahme an

einem Kongress an der Pädagogischen

Hochschule Oberösterreich im Sep-

tember 2019 und an einer Konferenz

an der BSPU im November 2019.

Reflexion

Die Rolle der Bildung in der moder-

nen Welt steigt. Der Austausch von

Erfahrungen mit ausländischen Uni-

versitäten ist eines der wichtigsten Ins-

trumente zur Verbesserung der Quali-

tät der Lehre und zur Weiterbildung

von wissenschaftlichem und pädago-

gischem Personal: durch gemeinsame

Forschung und Bildungsprojekte,

durch Teilnahme an internationalen

Seminaren und Konferenzen, durch

Aufenthalte an den ausländischen

Universitäten.

In der Bildung entwickelte sich eine

nachhaltige Tendenz zur Internati-

onalisierung. Diese Ausweitung der

Bildungsbeziehungen schafft die Vor-

aussetzungen für den Aufbau eines

gemeinsamen internationalen Bil-

dungsraumes unter Beibehaltung der

Besonderheiten und Stärken der nati-

onalen Bildungssysteme.

Inna Petrashevich und Iryna Shastsitka,

Institut Fort- und Weiterbildung,

Belarusian State Pedagogical University

named after Maxim Tank.

„Der Austausch

von Erfahrungen

mit ausländischen

Universitäten ist

eines der wichtigsten

Instrumente zur

Verbesserung der

Qualität der Lehre.“

Foto: Privat