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Ausgabe 05 | 2018 | 2. Jg.

Practicing

Eigentümer, Herausgeber und Verleger

© Pädagogische Hochschule Oberösterreich

Kaplanhofstraße 40, 4020 Linz

www.ph-ooe.at

Für den Inhalt verantwortlich

Mag.

a

Roswitha Stütz

Lektorat

Mag.

a

Birgit Rosenauer, BEd

Redaktion

Christian Kogler, MSc

Mag.

a

Roswitha Stütz

Gastbeiträge müssen inhaltlich nicht mit der

Meinung des Herausgebers übereinstimmen

Gestaltung, Satz

Josef Philipp, MSc

Druck

Trauner Druck

Impressum

das magazin der pädagogischen hochschule oö

Mach‘s einfach!

Upgrade Your Teaching

J

J

Wie Schulpraxis in den Niederlanden und in Budweis/Linz zu einer besonderen Erfahrung für

Studierende werden kann.

Erfahrungen in den Niederlanden

Ich könnte sehr ausführlich darüber

schreiben, was ich alles im letzten

Semester entdecken, erleben und ler-

nen durfte, aber ich möchte nur kurz

zwei Bereiche ansprechen, die mich

besonders geprägt haben. Das sind

zum einen all die Erfahrungen, die ich

im Umgang mit den Studierenden aus

den verschiedensten Teilen der Welt

machen durfte. Wir alle werden spä-

ter einmal Lehrer/innen und Schule

bedeutet für jeden Menschen etwas

anderes. Es war so wertvoll zu hören,

wie Schule in anderen Ländern abläuft

und wie man voneinander lernen

kann, um Schule gemeinsam besser zu

machen.

Zum anderen durfte ich so viele wert-

volle Erfahrungen in meiner Praxis-

klasse machen. Die Schule, in der ich

war, war eine Jenaplanschule. Das

heißt, dass der Unterricht dort etwas

ganz Neues für mich war und ich so

viele wertvolle Methoden, Möglich-

keiten der Unterrichtsgestaltung und

neue Ideen sammeln durfte, die mich

in meinem späteren Leben als Lehre-

rin sehr stark beeinflussen und mei-

nen Unterricht prägen werden. All das

hätte ich nie gelernt, wenn ich Öster-

reich nicht verlassen hätte.

Ich bin so froh, dass ich ein Eras-

mussemester absolviert habe, weil ich

dadurch nur Gutes und Bedeutsames

für mich mitnehmen durfte und ich

der Meinung bin, dass Studentinnen

und Studenten verschiedener Länder

voneinander lernen sollten, um eine

bestmögliche Ausbildung der Kinder

zu ermöglichen.

Cornelia Wieser über ihren

Studienaufenthalt im SS 2018 an der

HAN University of Applied Sciences,

NL.

Grenzüberschreitendes

Unterrichtspraktikum – Interkulturelles

Tandem-Teaching

Die Tatsache, dass man im Tandem

arbeitet, „nimmt einem Nervosität,

weil man ja noch nicht so viel Erfah-

rung hat. Am Anfang ist es zwar

herausfordernd als Team zusam-

menzuarbeiten, weil Kompromisse

gesucht werden müssen. Je länger wir

zusammenarbeiten, desto intensiver

und fruchtbringender wird auch die

Zusammenarbeit.“

Seit mehreren Jahren bereits wird

jährlich ein grenzüberschreitendes

Unterrichtspraktikum gemeinsam mit

Deutsch-Studierenden des 4. Semes-

ters aus dem Lehramt Sekundarstufe

von der Südböhmischen Universität

Budweis, Institut für Germanistik, und

der Pädagogischen Hochschule Ober-

österreich durchgeführt. Das Prakti-

kum findet in zwei Phasen zu je vier

Tagen in Budweis bzw. in Linz an ver-

schiedenen Schulen statt.

Am ersten Tag wird nur hospitiert,

damit die Studierenden sich mit der

Klassensituation und den Schülerin-

nen und Schülern vertraut machen

können. Gleichzeitig haben sie auch

Gelegenheit über didaktisch-metho-

dische Zugänge mit den Klassenleh-

rerinnen und -lehrern zu diskutieren.

An den weiteren 3 Tagen wird in Tan-

dems der Unterricht durchgeführt und

dann mit den Klassenlehrerinnen und

-lehrern als auch den Lehrenden der

Universität Budweis/Pädagogischen

Hochschule Oberösterreich nachbe-

sprochen. Die Unterrichtserfahrun-

gen und die verwendeten Materialien

werden mit allen Studierenden, geteilt,

um neue Ansätze und unterschiedliche

methodische Zugänge für sie fruchtbar

zu machen.

Die Vorbereitung des Unterrichts ist

vom gemeinsamen Suchen, vom sich

Herantasten an Inhalt und Umset-

zungsideen in konstruktiven Diskus-

sionen auf Augenhöhe geprägt. Die

unterschiedlichen fachlichen Schwer-

punkte (DaF, DaZ in Tschechien und

DaM bis zum 4. Semester in Öster-

reich) tragen zudem bei, dass sich

die Studierenden der beiden Länder

gegenseitig gut ergänzen und unter-

stützen. „Es hat auch die Kinder mit

DaZ in einer NMS positiv beeinflusst,

dass sie von jemandem unterrichtet

wurden, der ebenfalls Deutsch lernen

musste“.

Durch die unterschiedlichen Schulty-

pen,die sowohl inÖsterreich als auch in

Tschechien für das Tandem-Teaching

genutzt werden, thematisieren die Stu-

dierenden in den Besprechungen auch

intensiv die unterschiedlichen Kon-

texte und Herausforderungen, denen

sich die Schulen aber auch sie als

zukünftige Lehrerinnen und Lehrer zu

stellen haben. Dabei ergeben sich inte-

ressante Diskussionen über Homoge-

nität und Diversität, über „einheimi-

sche“ Schülerinnen und Schüler und

jene mit Migrations-/Fluchthinter-

grund und den damit verbundenen

Implikationen für eigene Haltungen

und Wertvorstellungen als auch für

die konkrete Arbeit der Pädagoginnen

und Pädagogen in der Schule sowie im

Klassenzimmer.

Das Betreuerteam unterstützt die Stu-

dierenden bei der Vorbereitung, sofern

es gewünscht wird. Es ist deutlich zu

merken, dass die Studierenden die

Verantwortung über ihre Arbeit über-

nehmen wollen und sich engagiert

einbringen („wir [die Studierenden]

waren selbst überrascht, wie fleißig alle

gearbeitet haben“). Das interkulturelle

Tandem-Teaching wird zum Großteil

auch für die Praxis des 4. Semesters an

der Pädagogischen Hochschule Ober-

österreich angerechnet.

Insgesamt kann gesagt werden, dass

sich die Tandems im letzten Durch-

gang (Studienjahr 2017/18) sowohl

in professioneller als auch in privater

Hinsicht sehr gut zusammengefunden

haben. Das im Lehrer/innen-Alltag so

typische Einzelkämpfertum ist rasch

einer kompromissbereiten konstrukti-

ven Zusammenarbeit im Team gewi-

chen. Besonders in der zweiten Phase

wurde von den Studierenden zudem

festgestellt: „Man weiß, wie der andere

reagiert, dass man sich im Unterricht

auf den anderen verlassen kann.“ Die

professionellen Erfahrungen über die

als bereichernd empfundene Team-

arbeit haben auch emotionale Ver-

bindungen geschaffen: „Ich habe eine

Freundin gewonnen“.

Erfahrungen der Studierenden im Stu-

dienjahr 2017/18 können auch nach-

gehört und -gesehen werden: https://

www.dorftv.at/video/29052

Mag.

a

Roswitha Stütz ist Leiterin

des Instituts für internationale

Kooperationen und Studienprogramme

an der Pädagogischen Hochschule

Oberösterreich.

Foto: Christian Kogler